Monsignore Dr. Dr. phil. Wendelin Stöttner

1952 bis September 1985

Am 30. September 1905 wurde er in Prien geboren. Wie er selbst es gerne formulierte, „bin ich Christ geworden am 1. Oktober“. Er meinte die Taufe. Später führte sein Weg ins Knabenseminar. Nach dem Abitur in Bayern ging er als 19jähriger zum Studium nach Rom. "Viele Bischöfe des deutschen Sprachraums haben ihre Studien im Collegium Germanicum et Hungaricum absolviert. In der Zeit der Gegenreformation entstanden, sollte das Institut einen gut ausgebildeten Klerus garantieren". Die römische Zeit war hart und faszinierend zugleich. Hart, weil den Bayernbuben das Heimweh plagte und man bei der damaligen rigorosen Erziehung jede Gemütsregung als Sentimentalität brandmarkte. Faszinierend, weil gerade die Studien in Rom und die Gemeinschaft mit jungen Männern aus allen Kontinenten dem Glaubenserlebnis die Dimension der Weltkirchen anfügten.

Als Dr. phil. und Dr. theol. erhielt er am 26. Oktober 1930 in Rom die Priesterweihe.

Seine Stationen als Priester:

  • 1931 bis 1932   Kaplan in Bad Aibling
  • 1932 bis 1938   Kaplan in München in der Pfarrei Johann Baptist
  • 1938 bis 1952   Diözesan Jugendseelsorger in München
  • 1952 bis 1985   Pfarrer in Traunreut 

'Rucksackpriester' so nannten sich die Jugendseelsorger der Kriegs­ und Nachkriegszeit, die bei schwierigsten Verkehrsverhältnissen die Gemeinden aufsuchten, und in Predigten, Gruppengesprächen, Einkehrtagen und Exerzitien Hilfen für ein christliches Leben gaben. Als Diözesanseelsorger der Frauenjugend war Dr. Wendelin Stöttner von 1938 bis 1952 ein solcher 'Rucksackpriester'. Der Seelsorgseifer, der hinter diesem saloppen Ehrenennamen sichtbar wird, hat ihn nie verlassen.

Typisch für Dr. Stöttner war während seiner ganzen Seelsorgerzeit, daß er kaum eine Gelegenheit ausließ, seiner Gemeinde vorzustellen und zu begründen, was es Neues in der Kirche gab (sei es Bau, Ausstattung der Kirche, Kirchenfeste oder Liturgiereform) und so die Gemeindemitglieder teilhaben ließ am Leben der Kirche und an seinen Gedanken dazu. Dies geschah in Predigten, aber auch in sog. "Festtagsbriefen", die (anfangs) an alle Haushalte Traunreuts verteilt wurden bzw. in der Kirche auflagen. Es handelte sich um 4seitige Blättchen im DIN A6-Format, die auf der ersten meist ein Bild zeigten.

Weiter ist von ihm zu berichten, dass die jährliche Korbinianswallfahrt der Jugend sich aus seinen Anfängen als Diözesanseelsorger entwickelt hat. Bereits kurz nach dem Krieg war er zu Fuß mit einer kleinen Gruppe junger Frauen nach Freising gepilgert. Aus der Wallfahrt, die die kleine Gruppe Frauen jährlich wiederholte, ist später eine große Veranstaltung geworden, die sehr viele Jugendliche anzieht.

"Ich habe mich nie um eine Stelle beworben" sagte Dr. Stöttner einmal, ich ging halt einfach hin.

So ist er 1952 nach Traunreut, in einen neu entstehenden Ort gezogen und nicht in ein altes traditionsreiches, bayerisches Bilderbuchdorf. Er hat uns allen damit ein Beispiel gegeben, dass wir Christen immer "in der Bereitschaft leben müssen, dem Ruf des Herrn zu folgen."

Seit 1952 also sind das Leben des Dr. Stöttner und das Leben der kath. Pfarrei Traunreuts miteinander verbunden. "Ob als unermüdlicher Bauherr, als - oft auch strenger - Vater seiner Gemeinde, als liebevoller Seelsorger, sein Leben hat tiefe Spuren in Traunreut hinterlassen, die nicht mehr auszulöschen sind und die Zeiten überdauern werden."

aus dem Kirchenführer von B. Schulz

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