Pastoralreferent Martin Benker

September 2006 bis September 2016

Nach 10 Jahren Abschied vom PV Traunreut

Im September 2016, ich kann es selbst kaum fassen, schließt sich der Kreis meines beruflichen Lebens und beginnt der Eintritt ins Ren-tenalter. Im September 2006 habe ich im damaligen Pfarrverband Traunwalchen-St. Georgen den Dienst als Pastoralreferent angetreten. Vor mir half Alois Fellner, Diakon i. R., aus Traunstein im Pfarrverband mit, ein beliebter Seelsorger, und ich spürte die Erwartungen an mich, die aus der guten Arbeit meines Vorgängers resultierten. Das war nicht ganz einfach für mich. Hinzu kam, dass ich der erste Pastoralreferent hier im Pfarrverband war und somit für viele eine noch ungewohnte kirchliche Berufsexistenz repräsentierte. Das kannte ich allerdings auch von meiner vorherigen Dienststelle im Pfarrverband Siegsdorf-Hammer-Eisenärzt, dass ich den seit 1972 existierenden Beruf der Pastoralreferenten, mit seinen Aufgaben und Kompetenzen, erst einmal in den Kirchengemeinden bekannt machen musste. 17 Jahre arbeitete ich im südlichen Chiemgau und lebte mit meiner Frau und unseren fünf Kindern im Pfarrhaus von Hammer. Meine erste Dienststelle trat ich 1979 mit dem sogenannten Pastoraljahr (= Pastoralreferent im Vorbereitungsdienst) in München an und blieb dort ebenfalls 10 Jahre lang, nachdem 1980 die offizielle kirchliche Beauftragung in einer Aussendungsfeier durch den damaligen Erzbischof, Kardinal Josef Ratzinger, erfolgt war. Ich hatte großes Glück und sah es als einen Wink des Heiligen Geistes an, dass ich diese ersten Berufsjahre der modernen, im Aufbau befindlichen Großstadtpfarrei, St. Thomas der Apostel, zugewiesen wurde. Mit dem Zweifel und Kritik äußernden Apostel Thomas als Kirchenpatron und einem selten weltoffenen, schwungvollen Pfarrer als Chef, ließen sich die beginnenden theologisch restriktiver und engherziger werdenden Zeiten in unserer Kirche (z.B. Entzug der Lehrbefugnis des kath. Theologen Prof. Hans Küngs im Jahr 1979, dessen Bücher nicht nur wir als Studenten mit großem Interesse lasen) relativ gut überstehen. Dass unsere Kirchenleitung nach dem hoffnungsvollen Aufbruch des II. Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode 1972 in so einen autoritären und wenig dialogischen Stil zurückfiel, dem viele weitere profilierte Theologen zum Opfer fielen, hielt ich nicht für möglich. Warum komme ich in diesem Abschiedsartikel darauf zurück? Eine Zeit, die nur noch den Älteren unter uns etwas sagt? Nun ja, es war die Zeit meiner beginnenden Berufslaufbahn in der Kirche, ein Stück Kirchengeschichte, die ich selbst erlebt habe mit ihren Höhen und Tiefen. Doch jetzt komme ich auf meine letzten der insgesamt 37 kirchlichen Berufsjahre zurück, auf die Zeit hier bei Euch, liebe Gemeindemitglieder im PV Traunreut - St. Georgen -Traunwalchen: Irgendwie schließt sich für mich der Kreis sehr harmonisch. Denn als Kind und Jugendlicher in Traunreut aufgewachsen, von den damaligen Kaplänen bei Pfarrer Dr. Wendelin Stöttner und dessen pastoraler Experimentierfreude und kraftvoller Dialogbereitschaft in der Seelsorgsarbeit geprägt, habe ich hier die Glut der ersten Freude am Glauben, wenn ich so sagen darf, unter der Asche der Vergangenheit, nochmal entdecken dürfen. Als ich hier her kam mit dem Schwerpunkt und Dienstsitz in St. Georgen, hatte ich das Gefühl in der Begegnung mit vielen Gemeindemitgliedern, dass da noch so eine engagierte Großherzigkeit, Weltläufigkeit und Glaubensfreude, verbunden mit selbstkritischer Bodenständigkeit, fernab jeglicher bloßer Frömmelei, vorhanden ist, die mich an meine frühe, spezielle Traunreuter Kirchenprägung erinnerte. Ich erlebte dankbar, wie sich viele freuten, dass ich als pastoraler Mitarbeiter da war und mich mit meinen bescheidenen Fähigkeiten zur Verfügung stellte, wo ich gebraucht wurde. Nun geht nach 10 Jahren meine Zeit hier bei Euch zu Ende und für mich beginnt mit dem nahenden 65. Geburtstag der Eintritt in die Zeit des beruflichen Ruhestands. Sicher freue ich mich darauf. Zugleich macht sich doch auch Wehmut bemerkbar. Denn jetzt kenne ich so viele erst so richtig und pflege einen vertrauten Umgang mit vielen, den erst die Zeit mit sich bringen konnte. Da spüre ich so stark wie selten zuvor, wie schön und interessant dieser Beruf als Seelsorger in der Gemeinde mit seiner großen Vielseitigkeit eigentlich ist. Wie sehr mich selbst der Beruf an Menschlichkeit bereichert hat durch die vielen Menschen, denen ich in ihrer eige-nen Geschichte, ihren Erfahrungen und Lebensschicksal nahe kommen durfte! Dafür bin ich unendlich dankbar! Eine kostbare Bereicherung für mein ganzes Leben!

Ich möchte allen sagen, die ich enttäuscht oder verletzt habe, dass mir das leid tut. Denjenigen, die mit mir zusammen gearbeitet, mir geholfen oder in den Gottes-diensten zugehört haben sage ich danke, für euer Dasein, eure entgegengebrachte Sympathie, vielen herzlichen Dank! Ich freue mich, wenn ich den offiziellen Abschieds-Gottesdienst, am 15.August, dem Fest Mariä Himmelfahrt, in St. Georgen mit Euch allen feiern darf.

Martin Benker

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