Mesner als Kunsthandwerker

Traunreut (he). So einen Mesner würden sich andere Pfarreien auch wünschen: Der Mesner der katholischen Pfarrei Traunreut, Albert Schreckenbauer aus Pirach, ist nicht nur ein sehr geschickter Handwerker, sondern auch ein künstlerisch begabter Mann. Er hat die alte Gipsfigur des heiligen Johannes von Nepomuk, die über Jahrzehnte hinweg neben der Traunreuter Kirche stand und reichlich verwittert war, wieder hervorragend restauriert und ihr in Form eines schmucken Holzhäuschens ein sehenswertes, regengeschütztes „Zuhause“ gezimmert

So präsentiert sich die Statue jetzt wieder in neuem beziehungsweise im ehemaligen alten Glanz, bis hin zu den goldenen Verzierungen an der Kleidung und den Sternen im Heiligenschein. Der ehemalige Traunreuter Stadtpfarrer, Monsignore Dr. Wendelin Stöttner, hatte die Statue vor Jahrzehnten aus München geschenkt bekommen.

Dabei handelt es sich um eine Gipsfigur des heiligen Johannes von Nepomuk – und zwar um die Kopie einer Statue, die neben der Asamkirche in München steht. Stöttner, der – wie sein aktueller Nachfolger Thomas Schlichting schmunzelnd sagt – in dieser Hinsicht „ein Jäger und Sammler“ war, hatte diese Kopie nach Traunreut geholt. Ebenso wie die alten Altarfiguren von Petrus und Paulus aus Chieming oder eine Christusstatue aus Palling.

Die Figur des Johannes von Nepomuk stand über Jahrzehnte hinweg an der Kirchenmauer, und der Zahn der Zeit nagte gewaltig an ihr. Eine aufwendige Restaurierung von Fachseite war, so Pfarrer Thomas Schlichting, von den Kosten her nicht denkbar. Denn zum einen handelte es sich doch nur um eine einfache Gipskopie, die nicht allzu wertvoll ist, zum anderen aber hätte eine Restaurierung durch Fachleute trotzdem viel Geld gekostet. Die Rede war von etwa 4000 Euro.

Dem Mesner Schreckenbauer, der die Statue in seiner siebenjährigen bisherigen Amtszeit her gut kennengelernt hat, trug daraufhin Pfarrer Schlichting an, doch selber eine Restaurierung zu versuchen. Pfarrer Schlichting traute dies dem handwerklich geschickten Mann, von Beruf Schreiner, durchaus zu, hatte er doch schon in anderen Fällen mit seinem Können und seinen guten Ideen manches reparieren oder neu bauen und so der Pfarrei teils erhebliche Kosten ersparen können.

Schreckenbauer ist es gar nicht recht, aus dieser Restaurierungsaktion eine große Sache zu machen. Schon gar nicht will er sich mit „seiner“ Figur ablichten lassen. Aber nach einigem Überreden erzählt er doch, wie er die Figur letztlich wieder hergerichtet hat.

Größtes Problem war zunächst die nicht mehr vorhandene rechte Hand der NepomukFigur. „Da bin ich nach Stein zur Nepomukkapelle gefahren und hab mir die Figur angeschaut, mit der halb offenen Hand und dem Kreuz.“ Schreckenbauer hat sich davon eine Skizze gemacht und schritt dann gleich zur Arbeit. Mit einer Motorsäge hat er sich den Holzblock zurechtgeschnitten und dann die Form einer Hand herausgeschnitzt – mit dem Loch darin, in das dann das Kreuz gesteckt wurde.

Zuvor aber musste die Figur erst einmal gereinigt werden. Sie war durch Wind und Wetter ganz schwarz geworden. Mit einer Spachtel hat Schreckenbauer die schmutzige Gipsschicht behutsam abgeschabt. Die stark verwitterte Rückseite hat er mit Mörtel neu verputzt, vorne die Scharten und abgefallenen Stellen mit Gips sorgfältig ausgebessert.

Dann wurde die Statue geschlemmt, also mit einer aus Pulver angerührten Spezialmasse, angestrichen und somit einer Art Überzug versehen. Letzte Schritte waren dann mehrere Anstriche mit einer guten Fassadenfarbe in Hellgrau und die Verzierungen in Gold.

Was dann noch fehlte, war ein Ersatz für die Krone, die die Figur früher offenbar aufgesetzt hatte, die aber im Laufe der Zeit verloren gegangen ist. Schreckenbauer schnitt hölzerne Sterne aus, die dann an einem runden Draht befestigt und derFigur aufs Haupt gesetzt wurden. Zu guter Letzt zimmerte Schreckenbauer noch einen hölzernen Unterstand, der fast wie eine kleine Kapelle aussieht. Damit hat der heilige Nepomuk im Pfarrgarten, direkt ans Rathaus-Grundstück angrenzend, einen schönen neuen Platz gefunden und präsentiert sich in all seiner Größe und der neuen Schönheit. Dem künstlerisch begabten Mesner zur Freude. Denn dieser hat viele Arbeitsstunden darin investiert; wie viele, das hat er nicht gezählt. Immer halt, wenn ein bisschen Zeit war, und sei es nur ein halbes Stündchen gewesen, hat er an der Restaurierung der Figur gearbeitet. Und auch wenn er sich das partout nicht ankennen lässt, er dürfte schon stolz sein auf diese schöne Arbeit, die jetzt ein echter Blickfang im Pfarrgarten ist.

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