Erzbischof Reinhard Marx zelebriert 26. Juni 2008 im Rahmen seines Landkreisbesuchs ein Pontifikalamt

"Am Ende eines begegnungsreichen Tages feiern wir Begegnung mit Gott": Mit diesen Worten eröffnete Stadtpfarrer Thomas Schlichting am Donnerstagabend das Pontifikalamt mit Erzbischof Reinhard Marx in der Pfarrkirche "Zum heiligsten Erlöser" in Traunreut. Geschätzte 700 Besucher - viele davon mussten stehen - waren gekommen, um den neuen Erzbischof im Gottesdienst zu erleben.

In seiner Predigt nahm er ausführlich Stellung zu dem von ihm angeregten Denkprozess unter dem Motto "Dem Glauben Zukunft geben". Dabei soll in den nächsten Jahren intensiv darüber nachgedacht werden, wie die Kirche in der heutigen Zeit und unter den heutigen Problemen - wie etwa Priestermangel oder abnehmendes religiöses Interesse - die Herausforderungen meistern kann. Die Kirche, so der Erzbischof, sei immer schon auf dem Weg gewesen, sie sei nie zu Ende.

Daher müsse man die Anforderungen der heutigen Zeit neu überdenken, wobei man keineswegs beim Punkt Null anfangen müsse: "Aber wir brauchen immer wieder einen neuen Anfang, ein 'neues Pfingsten'."

Die Vorstellungen, was Glaube ist, seien sehr unterschiedlich, fuhr der Erzbischof in seinen Ausführungen fort. Da gebe es die Erinnerungen an manch einen merkwürdigen Satz aus dem Katechismus, an Weihrauch und Heiligenfiguren, Vorstellungen, als ob die Kirche den Zug der Zeit nicht so recht begriffen hätte. Das alles aber habe mit dem Glauben nichts zu tun. Glaube bedeute vielmehr, an eine Person zu glauben, nämlich an Jesus Christus, und dessen Worte, so wie es in der Bergpredigt heißt, deren letztes Kapitel in den Lesungstexten zu hören war: "Wer meinem Wort vertraut, hat auf ein Felsenfundament gebaut." Wer so etwas sage, sei entweder ein Betrüger oder aber er sei der Sohn Gottes und spreche die Wahrheit.

So gehe es in dem Prozess "Dem Glauben Zukunft geben" ganz wesentlich darum, eine neue Zuversicht dahingehend zu schaffen, dass man auf Jesus vertrauen dürfe, dass das Haus des Glaubens auf seinem Wort und seinem Leben aufgebaut sei: "Wir wollen und können ohne ihn nicht leben", hob der Erzbischof heraus. Dabei laufe man durchaus manchmal Gefahr, Jesus zu verharmlosen: Wie eine wirklich große Liebe zwischen Menschen fordere auch die Liebe zu Jesus den ganzen Menschen und verändere ihn. Das größte Liebesglück für den Gläubigen liege darin, dass sich Gott ihm ganz zuwendet.

Wenn es um die Zukunft von Glauben und Kirche gehe, müsse man die Prioritäten richtig setzen, mahnte Marx. Wo Christus die Priorität sei, werde man auch die richtigen Wege in die Zukunft des Glaubens finden: "Wir müssen uns bei unserem Tun immer fragen, ist es das, was Jesus von uns erwarten würde!" Marx betonte dabei die Bedeutung der Eucharistiefeier als die Mitte der Gemeinde. Der Glaube sei ein Geschenk, das die Christen feiern und über das sie froh sein könnten. Dabei sei auch zu hoffen, dass der Glaube eine Ausstrahlung besitze, von der die Kinder ablesen könnten, dass es schön sei, ein Christ zu sein, und dass der Glaube dem Leben Zuversicht und Hoffnung geben könne. Abschließend forderte der Erzbischof die Gläubigen auf, um die Zuversicht zu bitten, dass Christus den eingeschlagenen Weg mitgehen möge.

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